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Die Zeit der großen Coaches ist vorbei – Wie sich ein riesiger Trend langsam auflöst

Avatar-Foto von Ute Kranz
Die Zeit der großen Coaches ist vorbei - Trendwende 2025

In den vergangenen Jahren erlebte die Coaching-Branche, insbesondere im Bereich moderne Spiritualität, Esoterik und Persönlichkeitsentwicklung, einen enormen Boom. Besonders während der Corona-Pandemie nutzten viele Menschen die Zeit, sich intensiver mit persönlicher Weiterentwicklung und Sinnfragen zu beschäftigen. Online-Kurse, Mentoring-Programme und eine breite Palette an Produkten rund um das sogenannte „magische Denken“ erfreuten sich großer Beliebtheit.

Aktuell ist jedoch eine starke Trendwende zu beobachten. Wer Accounts bekannter Coaches verfolgt oder entsprechende Werbeanzeigen auf Instagram angezeigt bekommt, bemerkt auffällige Veränderungen: Plötzlich wird mit Slogans wie „Zum ersten Mal 15 % Rabatt“ oder „Erstmals kostenfrei“ geworben. Trotz dieser Angebote bleiben Likes und Kommentare oft vergleichsweise spärlich. Das schwindende Interesse zwingt viele Coaches, auf die neue, unangenehme Situation zu reagieren.

Denn wer über Jahre hinweg Erfolg, Fülle und Leichtigkeit als Ergebnis seiner Programme versprochen hat, steht unter Druck, wenn die eigene Strahlkraft nachlässt. Auch wenn niemand in die Zukunft blicken kann, lassen sich bestimmte Muster bereits heute erkennen. Anhand von Beobachtungen früherer Entwicklungen ähnlicher Persönlichkeiten wagen wir einen Blick darauf, welche Strategien einige der großen Namen vermutlich wählen werden.

Wie es für viele Coaches jetzt weitergehen könnte

Wenn sich Online-Kurse und Produkte schlechter verkaufen und die Nachfrage spürbar sinkt, müssen Anbieter:innen reagieren. Erste Anpassungen lassen sich bereits in der öffentlichen Kommunikation erkennen:

1. Persönliche Probleme werden verstärkt geteilt

Was bereits geschieht: Viele Coaches berichten vermehrt von Überlastung, Stress oder inneren Umbrüchen. Häufig wird dies als bewusste Entscheidung dargestellt. Man wolle sich „neu ausrichten“, „tiefer gehen“ oder „wieder mehr bei sich selbst ankommen“. Manche wiederum verweisen auf äußere Umstände, etwa schwierige Zeiten oder gesellschaftliche Herausforderungen.

Zunehmend wird auch subtil angedeutet, dass Kritik von außen belastend sei. Falls negative Rückmeldungen zunehmen sollten, wozu auch unsere Arbeit zählen könnte, könnten Coaches versuchen, diese als ungerechtfertigte Angriffe oder Missverständnisse zu rahmen. So könnte ein Rückzug als notwendiger Selbstschutz verstanden werden und nicht als Eingeständnis von Bedeutungsverlust.

Diese Kommunikation erfüllt zeitgleich eine strategische Funktion: Sie erzeugt Nähe, Mitgefühl und ein Gefühl der Wiedererkennung bei der Community. Persönliche Geschichten schaffen Verbundenheit und verhindern, dass ein Rückzug als Schwäche wahrgenommen wird. Achte einmal darauf: Während in einem Moment noch über das eigene mentale oder gesundheitliche Problem gesprochen wird, folgt nur wenige Worte oder Zeilen später die Lösung in Form eines neuen Produkts oder Kurses.

2. Statt Traumleben nun Alltagsthemen

Während noch vor einiger Zeit Bilder eines nahezu perfekten Lebens mit Erfolg, Erfüllung und ständiger Manifestation verkauft wurden, verschieben sich die Inhalte deutlich: Themen wie Resilienz, Selbstfürsorge, Stressbewältigung und die Stärkung des Nervensystems treten stärker in den Vordergrund. Auch Alltagsthemen, Weisheiten, humorvolle Posts sowie einfache Routinen sind präsent, um mehr Nähe und Realitätsbezug zu vermitteln.

Esoterische Begriffe werden dabei vermutlich zunehmend reduziert und durch psychologisch oder wissenschaftlich klingende Sprache ersetzt. Dadurch bleiben die Inhalte anschlussfähig, ohne die ursprünglichen Konzepte ganz aufzugeben. Statt Botschaften wie „Alles ist möglich“ werden nun eher Aussagen wie „Es ist okay, nicht alles kontrollieren zu können“ vermittelt. Viele dieser Inhalte werden bereits mithilfe von KI-Tools wie ChatGPT standardisiert aufbereitet. Dennoch trägt dies dazu bei, den langsamen Rückzug oder den „persönlichen beruflichen Wandel“ zu begleiten.

3. Konzentration auf kleinere, exklusivere Angebote

Statt große Gruppenprogramme oder Massencoachings zu bewerben, werden sich einige Coaches möglicherweise auf kleinere, exklusivere Formate konzentrieren. Kleine Mentoring-Gruppen, spezielle Themenbereiche oder limitierte Workshops werden als hochwertiger und „transformierender“ präsentiert, auch wenn sie inhaltlich häufig nah an bisherigen Formaten bleiben.

Über diese kleineren Formate wird gezielt ein Eindruck von Verknappung und besonderer Hochwertigkeit erzeugt. Das hilft dabei, die eigene Marke weiterhin als gefragt und exklusiv darzustellen, selbst wenn die tatsächliche Nachfrage sinkt.

Das Ende der großen Coaches
Veränderung wird Teil der neuen Erzählung (Foto: PonyWang / Getty Images)

4. Wenn alles nicht hilft: Temporärer Rückzug ins Private

Sollte der Abwärtstrend anhalten (und das wird er!), könnten sich einige Coaches zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Persönliche Erklärungen wie Überlastung, Stress oder Burnout wären dabei nachvollziehbare und sympathische Gründe, für die die Community Verständnis hat. Ebenso könnten familiäre Gründe genannt werden, etwa der Wunsch, „mehr Zeit mit der Familie zu verbringen“ oder „das echte Leben wieder mehr zu genießen“.

Ein solcher Schritt würde es ermöglichen, das eigene Image zu wahren und zu einem späteren Zeitpunkt mit neuer Erzählung, beispielsweise über persönliche Transformation, bewusste Neuorientierung oder tiefgreifende Erkenntnisse, zurückzukehren. Eine längere Pause könnte genutzt werden, um neue Angebote zu entwickeln, die auf Themen wie Heilung, Entschleunigung oder innerer Neuausrichtung basieren.

Hinweis: Diese Einschätzung soll nicht dazu dienen, sich über persönliche Krisen oder Rückzüge lustig zu machen. Es geht vielmehr darum, sichtbar zu machen, wie auch echte Schwierigkeiten gezielt inszeniert oder strategisch genutzt werden können, um emotionale Bindungen aufrechtzuerhalten, berufliches Scheitern abzufedern und die eigene Position im Markt neu auszurichten. Schließlich geht es bei den meisten großen Coaches um hohe Umsätze.

5. Rückkehr mit neuer Erzählung

Nach einer Phase des Rückzugs könnten einige Coaches mit einer veränderten Ausrichtung zurückkehren. Statt wie früher Erfolg, ultimatives Glück oder auch esoterische Konzepte wie Manifestation in den Vordergrund zu stellen, könnte nun von Transformation, Demut oder neu gewonnener Weisheit gesprochen werden.

Die Rückkehr würde in diesem Fall bewusst als Neubeginn inszeniert, basierend auf eigenen tiefgreifenden Erfahrungen. Neue Schwerpunkte wie persönliche Begleitung, speziellere Online-Kurse oder Bücher könnten genutzt werden, um das eigene Angebot glaubwürdig weiterzuführen und sich an veränderte Erwartungen im Markt anzupassen.

Fazit: Eine absehbare Entwicklung

Dass der Coaching-Boom auf kurz oder lang ins Stocken geraten würde, ist eigentlich keine Überraschung. Zu groß waren die Versprechen, zu eindimensional häufig die Erzählung vom immer möglichen Erfolg und einem perfekten Leben, das wenig mit der Realität zu tun hat. Was viele ehemalige Kundinnen und Kunden nicht offen aussprechen: Oft sind die Erwartungen nicht erfüllt worden. Und sie kaufen nicht noch einmal.

Zusätzlich beschleunigen neue Technologien wie KI die Entwicklung. Angebote, die früher viel Geld kosteten, können heute kostenlos oder für einen kleinen Monatsbeitrag ersetzt werden. Kombiniert mit einem überfüllten Markt und einem kritischeren Publikum wird deutlich: Ein System, das lange auf ungebrochener Begeisterung basierte, beginnt zu kippen.

Was jetzt sichtbar wird, war erwartbar. Lassen wir uns überraschen, wie es sich entwickeln wird.

Hinweis: Dieser Beitrag richtet sich nicht gegen einzelne Persönlichkeiten. Er möchte Entwicklungen aufzeigen, die vielen nicht bewusst sind; unabhängig davon, welche Erfahrungen Einzelne gemacht haben.

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